Di, 21.9.10 (Mi, 22.9.10, 8:03): Herzmensch

Ein Herzmensch sei ich, sagt Lilly, was mich zutiefst rührt. Darüber nachdenkend freilich, was ein Herzmensch sei: Einer, der ein Herz hat, nicht nur organisch wie jeder, auch metaphorisch wie wenigere? Einer, der sich jenes fasst? Einer, der antastbar ist und also an selbigem gebrochen und krank werden kann, nicht nur metaphorisch, auch organisch? Einer, der es „auf der Zunge trägt“? Einer, der es eben nicht „am rechten Platz“, sondern am linken hat, blutrot wie die Fahnen der Herzrevolution? Einer, der anpocht, aus der eigenen Brust heraus? Einer, dem zwei oder drei oder mehr davon in selbiger schlagen, manchmal widerstreitend? Einer wie Klavki, der es immer wieder besang, bis es ihm in einer Aprilaprilnacht stehen blieb? Einer wie ich, dem es Fersengeld und Verse liefert? Einer, der noch zu lieben vermag, wo er es gar nicht mehr glaubt, und dort erst wieder hofft? Einer, der an den Schaustellerbuden ein solches aus Lebkuchen nicht erwirbt, weil er das zuckerergüssige „Ich liebe dich“ darauf lieber flüstert, als es zu verzehren? Einer, der sich danach, dem anderen Herzen, verzehrt? Einer, der es erforscht bis in sein seltsames Kranzgeld der winkelzügigen Aterien? Einer, dem es bis an den Hals schlägt? Einer, dem es in die Hose rutscht? Einer, dem es einst versagen wird? Einer auf Treppen, keuchend? Einer, der aufatmet, weil es wieder im Takt ist? Einer, der es schlicht hat, den Genossen, schlagend für sie, die eine, die sagt, er sei ein Herzmensch, und selbst ein solcher ist.

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