Sa, 10.7.10 (So, 11.7.10, 7:04): Im Delfinarium

Wie die Delfine singen, darum ging es bei der gestrigen Klavki-Lesung in Bokel, wie ich beim Sommerfest in Klavkis Garten, wohin die Dichterwitwe eingeladen hatte, von N.A. erfuhr. Er las aus Klavkis “meerholz”, untermalt von Delfingesängen. Den von Lilly mir um den Hals gebandelten Jade-Delfin unter dem schweißdurchnässten T-Shirt, lausche ich der Erzählung und bin einerseits gerührt, andererseits bestürzt, wie sehr Klavki in diesem Delfinarium noch gegenwärtig ist. Fast meine ich, hier im Garten, in den ich mit zugeschnürtem Hals trete, weil beim vorletzten Sommerfest Klavki selbst noch die Klaffter schürte und das Bier reichte, und ich seither in dieses Terrarium nicht mehr meinen Fuß gesetzt hatte (immer noch stolpernd über das Steintreppchen von der Veranda ins Gras), noch Klavki/Arions Stimme zu hören. Dieses Drängende, Wütende und zugleich Zarte, Sehnversuchte, wenn er den Delfinen seine Gesänge zueignete, beistellte, ihnen ins Maul legte, an die Flossen heftete. Hier schwingt seine Poesie nach, haust in den Zweigen der sich selbst überlassenen Bäume, krachknackt und zündelwispert in den Scheite(r)n des Feuerholzes … Was mir für Worte einfallen, was für Sprache … die Klavkische.

Hier also eine Art Treffen der Klavki-Familie, der “Gemeinde” der Weggefährten, und ich darf mich dazuzählen, so herzlich begrüßt man mich. Und so klavki-kräftig reihen sich die Biere eines an das andere, exsudieren davon angetrieben die Ideen. So will N.A. den Klavki-Cup im nächsten Jahr, dann wenn E.E. schon jenseits des Atlantiks weilt (insofern hier auch Abschiedsparty für sie und ihre und Klavkis Jungs), mit einem Slam paaren, Torwandschießen der Worte, das Runde muss ins Eckige, Kunstkicken … Bin sofort Flamme und Meerholzscheit für diese Idee. Wie überhaupt fürs im Gras Liegen, auf das in der wohl wärmsten Nacht des Jahres kein Nachttau fällt, und die Pläne fliegen lassen mit den Funken des Feuerchens ins erdhimmelzerbrückte da oben.

Zunehmend bier- und poesie-talk-seliger werdend könnte ich hier glatt liegenbleiben. Einfach dort, wo ich gerade bin, aufschauend durch das Geäst und die Giebel zum Sommerhimmel und einschlafen, die Worte ins Raunen des Traums mit hinüber nehmen. Und morgen aufwachen, von der Sonne gepiekst, “Käffchen? Käffchen!” fassen und erst dann nachhause. Aber von seltsam fern ruft die so genannte Pflicht, der Brotschreibzwang, wegen dessen ich eben kein barfüßiger Hippie bin, der sich einfach berauscht ins Nest der Natur schmiegt. Ich singe nicht mit den Delfinen, ich fliehe sie schließlich radwärts durch die glühend heiße Nacht heim. Im Kopf Verskaskaden, Wortgetümmler, Zahnwalweisheiten. Da bläst er!

“Du willst schon gehen?” “Ja, ich muss.”

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