Sa, 28.8.10 (So, 29.8.10, 5:07): sündesinkisch

Hab’ traumwandelkonzertante, sündige Assoziationen, die eher Möse als Möwe heißen. Möwen sinken derweil sturzkampfflügelnd am Kai, wo ich für den „Hör[n]törn“ recherchiere. Nur die konzertante Geigerin soundso steckt ihre Füße in hübsche Pumps. Oder die Muthesius-Künstlerin hockt sich für mein Pressefoto so popbuntpoig hin.

Im Hörzug auf Gleis 1 das berückende Erlebnis, dass man im Hörabteil sich die Ohren zuhalten muss, um auf die Ellbogen auf die Körperphone gestützt den Klang zu hören. Das Logo dazu: Ein gequälter Mensch, der sich die Ohren zuhält. Kunst als Qual, als Masochismusmechanismus, Ausgeliefertsein in ungewöhnlicher Körpergeste. Dies Setting fasziniert mich mehr als das, was ich höre: übliches Klanginstalliertes. Wie könnte man aus dieser Verhutzelung, dieser homunkelnden Körperverkrümmung Musik machen, Poesie? Das frage ich mich seit JA und Nacht.

An Schlingensief gedacht und sein wie Klavkis beständiges Fragen, ob einer recht geradewegs zum Tode führenden Krankheit eine SÜNDE voraussinkt. Oder singt. Und was wäre dann meine Krankheit zur Sünde? Was sänge sie?

Genosse Herzchen macht irgendwie alle Nachtleben mit. Man wartet förmlich auf seinen Offbeat, bleibt aber alles gesundrhythmisch. Vermutlich werde ich doch 85, bis es mich anders ereilt. Dies: „Es hat Generalmajor Meyer erwischt.“

Traumwandlerisch weiter zu der Kunstaktionistin, die FUSS- und Gehgeräusche mit dem Mikrofon belauscht. Also da so ran geht, ganz ungezwungen nah, und die Klacks der Highheels „this is a recording“-recordet. Selbst in flappsigen Flipflops, die das Richtmikrofon aber nicht verzeichnet. Gehe vorbei, werde kurz sondiert, dann lässt sie nach wenigen Sekunden ab, weil meine Gummisohlensandalen (Teva) auf dem Pflaster keinen Sound hergeben. Ja, ich Leisetreter. Sie wirkt enttäuscht.

Sinke hin, schaue an, höre hin. Im Hörzug werden FILZPANTOFFELN verordnet. Aus Klanggründen. Höre zu und finde es putzig – und geil – wie eine in Pumps darin sch(r)eite(r)t und sich entnervt nacktfüßig in die Slippers filzt. Da diese sich abstreifen, schließlich barfüßig zuhört. „Danglend“.

Gestützt auf meine Ellbogen, knochenschallgeleitet, höre ich das Lied, das im Rauschen aufsch(r)ei(n)t: Schon wieder Hölderlin und die Schwansüchtigen, die in den TEICH sinken.

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