Mo, 1.11.10 (Mi, 3.11.10, 3:15): Heilige Momente

… versinken derzeit in mal wieder zu viel Arbeit und finden daher mangels anderweitiger Kreativität zumindest als „Kassiber“ Eingang in KN-Texte wie diesen:

— snip! —

Heilige Momente auf dem Broadway

Olaf Strieb und Jochen Schmidtke proben das neue Gershwin-Musical „Crazy For You“.

Kiel. „Das wird ein höchst anstrengender Abend“, prophezeit Regisseur Olaf Strieb seinem Ensemble, das sich soeben auf der Probenbühne in der Halle am Seefischmarkt niedergelassen hat, einigermaßen erschöpft und außer Atem vom Finale des ersten Akts. Darin wurde gesteppt wie einst das Traumtanzpaar Fred Astaire und Ginger Rogers und ganz getreu dem dazu gesungenen Gershwin-Hit „I Got Rhythm“.

Mit „Crazy For You“ schuf der Erfolgsautor Ken Ludwig 1992 einen Broadway-Hit wie zuletzt in den 30er Jahren, indem er George und Ira Gershwins Musical „Girl Crazy“ (1930) neu bearbeitete und dabei auch Gershwin-Highlights wie „Shall We Dance“ oder „Tonight ’s The Night“ aus anderen Musical- oder Filmmusiken einfügte. Olaf Strieb und Choreograf Jochen Schmidtke brachten „Crazy For You“ in der letzten Spielzeit mit großem Erfolg in Bielefeld auf die Bühne und inszenieren das Steptanz-Musical jetzt für die Kieler Oper nocheinmal neu.

„Jochen und ich korrespondieren bestens und liegen ästhetisch auf einer Wellenlänge“, freut sich Strieb über die erneute Zusammenarbeit mit Schmidtke. „Wir sind ein Ei und ein Kuchen, wie man im Ruhrgebiet sagt.“ Dennoch solle die Kieler Inszenierung „keine Neuauflage der Bielefelder werden“. „Wir haben sie nochmal nach vorne gebracht, nicht zuletzt durch eine völlig neue Ausstattung“ (Bühne: Norbert Ziermann, Kostüme: Veronika Lindner). „Zudem hatten wir den Luxus, dass wir ein Tanzensemble neu casten durften“, ergänzt Schmidtke. Von den 24 Darstellern seien nur noch vier aus Bielefeld dabei, darunter auch die beiden Hauptdarsteller Jens Janke (Bobby Child) und Karin Seyfried (Polly Baker).

„Was uns an dem Stück interessiert, ist die in Musical-Produktionen selten gewordene Kombination aus ganz großem, im positiven Sinne altmodischem Broadway, Revue und slapstickhafter Comedy, die Wiederbelebung eines versunkenen Genres“, bekennt Strieb. „Was fürs Auge, aber auch fürs Herz, mit Mut zum großen Gefühl, wo man lachen, weinen und nachdenklich werden kann. Es wird Schenkelklopfer und Tränen geben“, verspricht Schmidtke. „Und heilige Momente“, fügt Strieb hinzu, der im „Tripel Tanz, Gesang und Schauspiel die Herausforderung“ sieht, bei der insbesondere die Schauspielkomponente „nicht hinten runterfallen“ dürfe. Deshalb gebe es in dem „temporeichen Steptanz-Feuerwerk“ immer wieder auch „Momente, wo die Zeit anhält, wo Magie entsteht“, so Schmidtke.

Das „Dreamteam“ aus Regie und Choreografie, wie es das Ensemble lobt, will „die Figuren ausarbeiten“ und die Tanznummern vor allem „auf die Geschichte hin“ konzipieren. Kein Nummern-Muscial also, sondern „ein Broadway-Set, das swingt und homogen fließt“. Im Musical-Bereich ist das auch ein neues Inszenierungskonzept, denn Strieb wie Schmidtke haben andernorts oft schmerzlich erleben müssen, „wie Regie und Choreografie aneinander vorbei arbeiten“. Im Gegensatz dazu schaffe hier „die enge Verzahnung von Gesang, Tanz und der Überhöhung des Gefühls im Schauspiel Gesamtatmosphären“ – man könnte auch sagen: ein wirkliches Gesamtkunstwerk aus Broadway-Magie und besagten „heiligen Momenten“.

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