chiff | rien 3

4: einschlummern

arbeitshypothese | keywords: musik als der schlaf der vernunft. hypnose. ich niese dem genossen.

zeitloopen, die zeit in ihrer momenthaftigkeit zur ewigkeit beschwichtigt. man sitzt da, erst auf der stuhlkante, dann schwer „leaned back“ in der lounge des eigenen müde-körpers. überhaupt: müdigkeit als rezeptionspartitur. bei morton feldman ja sowieso immer. einer, der erkennend langweilt: indem er die langeweile zum erkenntnismodus macht. die langeweile nicht fürchten, sondern sich ihr aussetzen und zuhören.

erinnere mich, wie ich das 2000 tat, feldman, 2. streichquartett, 5einhalb stunden taub.blind werden: protokoll von damals hier.

wenn die vernunft schlummert, wird kunst. ich verschlafe (voll auf die verbliebene 12) 40 von 52 minuten. guter schnitt des schlummers. erwacht davon muss ich niesen und husten, ganz abraum-körperliche reaktion.

5: von welchen, die auszogen …

arbeitshypothese | keywords: programm- versus absolute musik. oder auch: das programm der absoluten musik.

schon bei den schweden und der frage nach deren womöglich nordischem kolorit kam ja die frage auf, inwiefern neue musik einem erkennbaren programm verpflichtet werden könnte. in konzert 5 wird die frage nochmal virulenter. etwa wenn burkhard friedrich in „the musicbox-project III“ das, was musik ausmacht, wenn sie ausgezogen wird zum geräusch der muzak, gutgemeint und -eingemeindet der muzak wiederum zuführt – um nicht zu sagen: zufügt. klingt freilich echt poppig – einer meiner „favs“ oder auch „gefällt mir“-links. nach all den landschaftsvertonungen ist das wenigstens eine soundscape, die eine klangliche wohnzimmertapete reflektiert: so’n 70er-ding mit palmen im partykeller. und wo so eine bar-bikinite stimme säuselt: „70, bitte die 91!“. (übrigens die grenzwerte meiner schul-universitären ausbildung. immerhin 21 jahre, jetzt 21 jahre später.)

(sample 7)

ausgezogen, fremd zieh’ ich wieder ein. alexander schubert web-kontrolliert die (überaus hübsche) geigerin, heftet ihr statt webcam bewegungssensoren an. klingt willkürlich, sieht auch so aus. das programm der willkür gegen die absolution der programmlos absoluten musik.

hier, in solcher fremde, ist mir zu wenig REINHEIT, zu viel interpretationsangebot. ich verstehe sozusagen zu sehr. ich würde lieber un- oder missverstehen. ein eindeutigkeitsterror, der aber gut angezettelt ist. hinter dessen gittern gehe ich (mit klaus beimer aus der „lindenstraße“) gerne in untersuchungshaft, endlich wieder (oder einmal) das fürchten zu lernen.

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