21-1-95, 3:38

die verzweiflung der nacht. sk’s große unsicherheit, sein zagen. nacht. sk in helligkeit – unerbittlich bereit für das nächste leiden. kaum geschwebt war sk wieder entschwebt. zahnloses rad im nicht vorhandenen getriebe. sk’s neuer pullover. sk duscht. sk hat alles vorbereitet. isabelle empfiehlt ein anderes hemd. man will sk helfen. sk macht sich hübsch. trometenwirbel und paukengebläse. sk hat nichts zu verlieren. und in diesem totalen verlust könnte er den verlust verlieren, bevor es ein verlust ist. sk’s lust. sk hat alles vorbereitet. unbarmherziger abend. sk sitzt unter dem tisch, an dem er schreibt – mit anmutig gekreuzten beinen. vor ihm e. nicht mal sich selbst kann sk diesen rausch mitteilen, die schwierigkeit = komplexität seiner gefühle, eindrücke. sk verbindet die ganze welt mit der ganzen welt. das ist das problem: alles hängt zusammen. ein dickicht, dem nicht zu entkommen ist. sk stammelt und stellt dabei fest, daß sk stammelt. sk ist glücklich. sk ist glücklich im nahenden unglück, das dem letzten folgt wie das erste dem zweiten folgt. also: gefaßt jetzt und in die reihe: e. mit kuchen aus schokolade, sk überreicht – überreicht, nicht gegeben. sk wird nichts gegeben. sk wird immer gleich überreicht. der nußknacker am eisglatten abend. wie sk im foyer gestanden hatte, eine einzige ansammlung von warten. sk kann das aber nicht sagen, nur so kompliziert wie hier. sk kann hinter einmal geschriebenes nicht mehr zurück. sk kann nur voran und muß dabei zurück. e in der tür. schneeflöckchenchor. sk im flur. ein kuchen überreicht. und sk weiß nun gar nicht, wie damit umzugehen wäre. später e’s gesprächfetzen mit sk. immer weit hinaus, mit großer geste. und sk so klein, so schüchtern. sk hat sich extra einen hellen pullover angezogen. er tat es von selbst. isabelle aber sagt, e habe gesagt, sk trage sich immer so dunkel. ein schwarzes hemd für den kleinen grufti. sk könnte die ganze zeit schreiben. nacht ist keine drohung. sk unterm tisch, e am gegenüberliegenden bücherregal. sk redet. sk spricht nicht, er redet. ist etwas verständlich davon, sein ganzer hintergrund? das dauernde wissen. sk kann nicht an sich halten. obwohl sk jetzt doch ein anderes leben lernen muß. „alles muß anders werden“, schreibt goetz. aber sk möchte natürlich lieber, daß alle anders werden. e sitzt, sk sitzt. anmutig verschränkte glieder. das wohlfühlen der unverbindlichkeit. sk möchte so gerne, daß alles klar wäre. inge hat mal gesagt, daß das schlimme eigentlich nicht eine trennung sei, sondern die ungewißheit, ob es zu ihr kommt, davor. sk stimmt ein: ob es nun zu e kommt, die unsicherheit ist quälend jetzt, also kindische und also gute ungeduld. dabei müßte sk alle zeit der welt lassen. es sei noch zu früh für irgendwelche bekenntnisse, meint sk. dabei wäre sk gegenüber e jetzt schon zu jedem geständnis bereit. inge meint, sk solle sich nicht hineinsteigern. sk steigert sich hinein, nicht zuletzt, indem er darüber schreibt. worüber man nicht schweigen kann, darüber sollte man nicht schreiben.

die plötzlichen erinnerungen an unerquickliches glück, an etwas, was hätte glück sein sollen, und sk hatte sich auch angestrengt, dann aber nicht. nicht. die perspektive auf das folgende unglück. der verlust der hoffnung. sk’s hoffnung muß eine total radikale sein. e geht. e muß morgen arbeiten. sk legt zufällig e’s lieblingsstück auf, das meint isa, us3: „hand on the torch“, no. 1. sk hätte früher wollen. jetzt, wo e weg ist, legt er auf, nicht wissend, daß isa ihm sagen wird, daß es eines von e’s lieblingsstücken sei. sk nimmt kindisch an, daß das etwas bedeutet hätte, wenn er … sk gibt isa eindeutig zu verstehen, daß er sich in e verliebt habe &c. isa ist überfordert. wenn das so sei, müsse man sehen, was draus werde. genau das, denkt sk, man wird jetzt, wo es klar sichtbar ist, sehen müssen, was draus wird. (((während des schreibens lenken sich sk’s stimmungen um. es wird nicht mehr das geschrieben, was zu schreiben war.))) ((((sk dreht sicherheitshalber erstmal thc.)))) (((((sk hat jetzt gefälligst die aufgabe zu erfüllen, alles aufzuschreiben!))))) allerdings, lenkt isa ein, laufe e gerade hinter einem anderen typ noch her. sk schwindet zunächst alles. er ist besoffen. dann rattert das gedankenerklärungs-mg los: herlaufen heißt auch vergeblich bislang, eine einseitige bewegung. also ein hintereinander herlaufen im schönen reihungsglied. irgendwo fällt doch bei sowas jemand hinten runter. eine reise nach jerusalem, bei der keine stühle vorhanden sind.

e kennt burroughs und kerouac.

sk ist ein hilfsbereiter, nicht immer aufgeschlossener junge. die einordnung in die klassengesellschaft fällt ihm nicht immer leicht. da er weit unterfordert ist, lenkt er sich, aber nicht andere oft ab. sk kennt alle bisher gelernten gesten und kann sie lesen. ihr schreiben fällt ihm oft noch schwer. er fängt auch schon an, sich eigene gestenwörter zu erlesen. im kunstbereich zeigte sk formgefühl, er bevorzugte leuchtende farben wie zb schwarz – oder in den letzten tagen vor konferenzschluß beige. ((sk hat in den letzten tagen grundschulzeugnisse für helle getippt.))

sk denkt fortan daran, daß e &c. a meint beim abschied, man müsse mal bier zusammen trinken und sich „so knuffen“. deutet sk schon wieder die deutlichen zeichen nicht, exegiert aber die undeutlichen? e ist weg. das problem läßt sich heute nicht mehr klären. zu isa hat sk gesagt, das, daß e einem anderen typ hinterherlaufe momentan, sei ihm egal. er hat den irren blick des unbeirrten. isa sagt „jo“ (kurzes o, ein ersatz fürs empörte „long“ (nasal)). was ist mit sk, er denkt an nichts anderes. ob er jetzt eine sprühdose nehmen solle, um ein weitlich sichtbares „e“ an die frischgestrichenen wände zu malen – in leuchtendem schwarz –, frägt er sich (e sagt „frägt“ statt „fragt“). klagende kleine terz. mutige quinte.

ach, sk, was ist (mit) dir. ach, sk, du bist verliebt, sagt sich sk. und wie er dies „verliebt“ schreibt, da hat es eine vertrautheit, dieses wort, wie ungefähr eh die gewißheit, alle drei wochen in der stadtbibliothek-zweigstelle-neumühlen sich neue bücher aus dem regal ziehen zu dürfen. gelesen hat er sie freilich nicht.

e

4:33

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