12-8-95, 0:18

zur nacht der abschlußchoral, bach, am klavier zusammengelötete akkorde, selbst darin die harmonische wendung noch erkennend. e & sk hatten geraucht vom schwarzen, dem guten, hatten sich ihre entspannung verraten, gestanden. dazu be(a)tete westbam. bam-bam-bam. sie saß da. sie saßen da und fixierten unterschiedliche punkte im raum. sk traute sich nicht, sie länger anzusehen, den rausch bei ihr zu studieren. zuweilen aber sah er zu ihr, die stets nach den erlaubten pausen das gespräch wieder begann. er hätte alles hard-disk-recorden mögen. sein gehirnspeicher hatte ob des dopes eine hohe duchsatzrate. alles, was er sah, war schönheit. sie war wirklich sehr schön, und einfach dies, ohne daß er den wunsch verspürte, ihren körper zu lieben. das war das untrügliche zeichen für liebe, daß ihn am angesicht des körpers, ihres leibes, nicht die frucht interessierte, sondern kern und same. von jenem hatte sie erzählt, der unpässlich aufgelegt hatte, als sie ihn per telefon rief, den geist, der sie beherrschte und von dem sie sich durch das dope absolution versprach. westbam modulierte den sturm ihrer gefühle, der nach draußen nicht einen hauch schickte. ok, wir wissen, daß hier eine völlig normale liebesgeschichte geschrieben wird. sk tippte von ihr. sie, die sie da war berechenbar zu einer bestimmten zeit des tages. sie, die sich berechenbar verhielt, was seine liebe steigerte. nach der arbeit heimgekehrt, gab sie sich statt der ausbeutung der einbeutung von serien wie „roseanne“ hin. das spielten sie damals im pro7. es war indes nur für sie beide. und niko schien die trash-kompetenz e’s und sk’s zu faszinieren. sie zog den trash durch. und weil er bei ihr sein wollte, entdeckte auch er dieses land der neuen sonne. er tippte all das ein, gewiß, sie möge es irgendwann lesen, zurück in die zeit, in der alles am anfang war, als der erste kuß noch 6 monate vor ihnen lag, als das erste gemeinsame bett noch 1,5 jahre von ihnen entfernt war, auch da hatten sie schließlich GEMEINSAM gerau(s)cht. nun aber schlief sie bereits wieder vor ihm, sk, und gab ihm also gelegenheit, das aufzuschreiben, was sie lesen werde in einem abstand, in dem ihm mehrfach der gedanke zur löschung gekommen war. siehe das jetzt schon mit den gleichen augen, die er jetzt so sehr bewunderte, das jetzt projizierend in eine zukunft, die kein zurück bot. westbam erfreute sich bei ihnen großer beliebtheit, weil es die musik ihrer zeit war, die bereits nicht mehr gegenwärtig. denn gestern hatten sie über ideale gesprochen und warum und wie man an ihnen, die so unterschiedlich von denen der eltern waren, festhielt. daß alles anders werden müsse, war auch e letztlich klar. nur, wie das anzustellen sei, war ihr nicht weniger unklar als sk. der aber hoffte auf den kuß, der alles ändern würde. jetzt aber war der fern und also nicht zu ändern. ändere die welt, sie braucht es. doch noch waren ihre welten zu weit entfernt, und nur seine brauchte es. e war lieb und zutraulich. sk versuchte, so bei ihr zu sein, daß sie so blieb, wir sie nur bleiben konnte, wenn er nicht bei ihr war. er wollte ihr nichts anheimeln. siE sollte wissen, wohin. daran lag ihm. und daraus quoll sein leid, wenn er sie vor liebe hätte ansich an sich drücken wollen, was er nicht durfte. sie indes war schön. es war die schönheit, die nicht zu lieben war. es war aber die schönheit, die sk lieben mußte.

was aber ist ihre schönheit? sie war es, ohne des bedarfs der erklärung. sie saß einfach da und war schön. ohne anspruch und ohne verleitung. sie war es. e war sk und umgekehrt. sie hatten den rausch gemeinsam im revers. wie er sich nicht schämen mußte dafür, so liebte er sie. ihr ohne scham gegenüber sitzen zu können, ohne daß die scham ausgesetzt war, was er von ihr wollte. insofern war ihre schönheit unbedingt, ohne jedwede bedingung. dies war es, was ihn noch tiefer stürzte. denn „not for you“ schien all das an ihr zu schreien, auf das er flüsse von küssen jetzt in diesem moment hätte niedersenken mögen. die komplexität der sätze rettete ihn davor, daß das aufschreiben dränge hinein in das, was vor dem aufschreiben sei, das recorden. es war einfach schön mit ihr. sein verlangen begann, sich darauf zu beschränken und dies in völliger freiwilligkeit. er verlangte nach ihr und verlangte gleichwohl nichts, was sein nicht gewesen wäre. „not for you“ geisterte es in ihm. westbam pfiff den groove. der war gut und würde ihn zeitlebens an jenen gemeinsamen rausch erinnern, der sie auf das bett und ihn an die tastatur getrieben hatte.

mit 32 parallelen bits war er dabei, log sich zurecht, was ohne lüge nicht bestehen konnte. e indes schlief, wenige meter [aber drei wände] entfernt. er log sich nieder und fraß vom honig aus den leitern der nacht, hinauf ins hochbett. lebe, genossin!

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