Do, 7.10.10 (Fr, 8.10.10, 4:06): Die Länge der Weile

Tag der Republik, verschlafen größtenteils. Erst um 14 Uhr aus den nach Schweiß riechenden Federn. Nachtschweiß, kein gutes Zeichen. Dennoch, wenn endlich wach, agil wach. Mache mich nach beta-blockender und Fettstoffwechsel regulierender Medikamenteneinnahme über das zu Bearbeitende her. Bin da flinker als mein lahmender Mac. Der füllbalkt und Sat.1-ballt selbst nach Neustart. Kein Wunder bei 250 MB großen Bild-Dateien.

Akzeptierend die Dauer.

Abendlich, draußen gerade ein dichter Nebel, Telefonat mit Lilly, die in der Haupstadt der DDR seltsam fern wirkt. Als kämen wir uns abhanden. Kommen wir nicht, dennoch sähe ich ihren neuen grünscheckigen Mantel lieber als nur von ihm zu hören. „Und wie das aussieht!“

Die Länge der Weile beim Layouten der Layouts. Begebe mich willig in diesen Kleinkosmos, übersichtlich, der Arbeit. Klar, was wie zu tun ist. Nach drei Stunden fertig. PDFs als Ergebnis. Versandt.

Das nicht-eilige Dasein. Sein Moment-Drehmoment.

Schummerschummele mich durch den Tag in die Nacht. Gegen Abend heftiger Nebel, Sichtweite höchstens zehn Meter. Morgennachts, jetzt, immer noch. Kein nirgends, nur hier.

Tag der Republik. Im TV paar Dokus zu Ossis wie mir, die daran noch leiden. Am Verlust der ohnehin nur imaginierten „Heimat“. Die Tödlichkeit von Gefängniszellen in Hohenschönhausen versus der Tödlichkeit von talibanen Selbstmordattentätern. Was ermöglicht mehr Überleben?

Das ist das Weilen in der Verlängerung. Dass ich über sowas nachdenke, solche Abrechnungen aufmache. Und auf dem Balkon, zitternd, im Nebel stehe, der so dicht ist, dass er den Rathausturm gegenüber am Turmende verschlingt, nur die mörderische Uhr des Zeitlaufs noch sichtbar. Bin verloren, dennoch verliere ich seit 15 Uhr, circa, keine Zeit.

Etwas wie Nacheilen, etwas wie vorauseilend gehorsam. Verspätete Nachricht, mir von mir selbst als Letztem gesandt, aus der Normannenstraße, Berlin. Wurde zum IM ernannt. Deckname: „Lange Weile“.

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2 Antworten zu Do, 7.10.10 (Fr, 8.10.10, 4:06): Die Länge der Weile

  1. Ich amüsiere mich gerade über unseren völlig unterschiedlichen Tagesrhythmus. Man kann sagen, wir teilen uns den Tag in zwei Schichten. Wenn ich um fünf Uhr in den Knien federnd aufstehe, gehst du vermutlich gerade erst ins Bett. Und wenn ich um kurz nach 21 Uhr schon selig schlafe, dann ist dein Tag erst halb rum.
    Auf diese Weise ist Kiel nie ganz sich selbst überlassen 🙂

  2. oegyr sagt:

    @Svenja-and-the-City:
    Schön gesagt: Wir beobachten Kiel sozusagen rund um die Uhr, in wechselnden Schichten. Wobei die Nacht schon langelange mein Reich und “keine für niemand” 😉 ist. Eine Geschichte der Nacht muss noch geschrieben werden, die der Tage gibt es schon einige. Auch die von heute/morgen gab wieder einiges her, sogar “Schwarzwäldliches”, wo du ja gerade weilst, wie dein Blog verkündet 🙂

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