schlummer-filet_04

sie steht noch immer im regen und halte-verbot, ihre nicht nur vom destillierten wasser des sprühregens, sondern auch vom leicht meersalzig aromantisierten seiner gespritzten tränen feuchten haare und ihr motorroller und ihr eben geangeltes sushi-filet werden nass. wie ihre taufbrunnentiefen augen, wenn sie die zwiebeln mit dem hobel in feinste slices schneidet, die nach der überraschenden wendung in mehl in olivenöl, sehr heiß, kurz vor dem rauchpunkt, zu crispy chips ausgebacken werden. ein amuse-gueule, das später die hauchdünnen schmetterlings-steaks von patchouli-glimmstäbchen leicht umräuchertem rohen lachs im spalt zieren wird. das lippenblütengewächsige solcher ungleicher gourmet-paarung jenseits üblicher tellerränder werden ferner bis zur bloßen zellulosehaftigkeit ausgekochte lilienblätter umgarnen. doch zunächst wird lauch in juliennes geschnitten, 30 sekunden in einem sud aus krim-sekt und einem schuss balsamico blanchiert und zusammen mit einigen perlen stör-kaviars und einem sehr hauchdünn geschnittenen streifen anchovis in ein mit limonensaft in eiswasser etwa zwei vollmondnächte mariniertes eichenblatt mit schwertern gewickelt. dieses wird kurz in goldener butter geschwenkt. sie schmeckt es mit einer eleganten reprise roten pfeffers ab, der wasser und fett zieht und dadurch zu zarten blutperlen aufquillt. währenddessen, sagt sie, simmert sie eine grobgekörnt raue, rohe blutwurst in rotwein auf schwacher hitze etwa eine halbe stunde, bis diese hart gesotten ist, von der konsistenz her schon „so weit drüber“, dass sie dem gaumen zäh erscheint. sie wird nun mit dem wie oben beschrieben zubereiteten und zu einem röllchen geformten lachs garniert. dazu reicht sie als vorspeise scheiben eines steinpilzes, den sie nach etwa 5-minütigem sieden in höchstprozentigem jamaikanischen rum nach abtupfen zwischen den buchrücken eines küchenhandtuchs mit rohrzucker kandierte und hernach mit grob gestoßenem chili bestreute. das dessert: eine birne wird in dünne scheiben geschnitten, die in einem polenta-artigen teig mit einer gehörigen menge überreifen parmesans geschwenkt und auf dem rost goldgelb gegrillt werden. während des grillens ab und zu mit honig zu bestreichen. darauf sät sie getrocknete und kurz anfrittierte kapern. während er in das lachs-schnittchen beißt, schlägt sie über der pfanne des desserts die augen auf, erblickt ihn und bittet ihn, nach dem so zäh wie die gebrühte blutwurst im halte-verbot stehenden motorroller zu schauen. er blickt aus dem fenster, der roller lehnt noch unbehelligter als sie da. freudig reicht sie ihm das birnen-dessert und ihre lippen zu einem kaum gewürzten geschwisterkuss auf die vom vielen wein und zuckerguss gerötete wange.

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