Dokumentation: Projekt DOY.77.flare (1991)

1990 und 1991 arbeitete ich am Institut für reine und angewandte Kernphysik (IFKKI, Gruppe Extraterrestrische Physik, Leitung: Prof. Dr. G. Wibberenz) an meiner Diplomarbeit über energetische solare Teilchen, analysierend die auf Magnetbändern gespeicherten Daten der Teilchen-Experimente nämlichen Instituts auf den Raumsonden HELIOS 1 & 2 in den 70er Jahren. Parallel Arbeit im Autorenkollektiv an der „Flugschrift – Naturwissenschaft als Herrschaft“. In letzterer ging es unter anderem darum – und das war mir nicht nur ein sympathischer Gedanke, ich setzte ihn (im damals noch Frühwerk) auch gleich künstlerisch um in der für mich noch neuen Form der Kollisionsmontage (nach Eisenstein) –, dass man naturwissenschaftliches Arbeiten ganzheitlich, also auch künstlerisch, einbetten müsse in einen historisch-gegenwärtigen Kontext, den wir damals mit der Chiffre „Immer ist Situation“ benannten.

Wie also war die „historische ’immer ist Situation’“ zur Zeit der Flares an DOY (Day Of Year) 248, 251, 262 und 267 (September 1977), die ich auf den jeweiligen Beschleunigungszusammenhang solarer energetischer Teilchen in der Corona oder aber an der Front der vom Flare ausgelösten magnetohydrodynamischen Schockwelle untersucht hatte? (Wurden die „Teilchen“ diffundierend durch die Corona in dieser „allmählich“ beschleunigt oder „akut“ an der Schockwellenfront – ebenso: schreitet die Geschichte „diffundierend“ voran oder dynamisch beschleunigt von Schock-Ereignissen?)

Schockwellen-Ereignisse auch im „Deutschen Herbst“, die mich nicht minder beeinflusst hatten im Rekurs auf ihre jeweilige revolutionäre wie auch scheiternde Wirkung für die Beurteilung der noch jungen „Deutschen Einheit“ und ihrer Beschleunigungs- bzw. revisionistischen Wirkungen für den Geschichtsprozess, den ich damals klassisch-marxistisch als „Geschichte von Klassenkämpfen“ deutete.

Es entstanden zwei „kalendarische“ Montagen aus Plots der Flüsse von energetischen solaren Protonen im Mega-Elektronenvolt-Bereich und darin herein montierter DOY-Events historischer Natur.

DOY_7709

DOY_7710

Ich hatte die hier dokumentierten Collagen damals über meinen Schreibtisch im IFKKI gehängt. Mir Menetekel für meine tägliche Arbeit als wissenschaftlicher Angestellter am IFKKI nach Abschlus der Diplomarbeit im Frühjahr 1991, schon auf dem Sprung zum Zweitstudium der Neueren Deutschen Literaturwissenschaft und der Philosophie, blieben sie von den Kollegen weitgehend unbeachtet, und wenn beachtet, dann rätselnd, „was der Künstler uns damit sagen“ wolle. Im wesentlichen nur: Koinzidenz denkbar unterschiedlicher Ereignisse. Im Oktober 1977, als der „Deutsche Herbst“ eskalierte, war die Sonnenatmosphäre recht ruhig …

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